Gründonnerstag

feiertage-gruendonnerstagDer fünfte Tag der Karwoche ist der Gründonnerstag. Er trägt auch die Namen „Palmdonnerstag“ bzw. „Weißer Donnerstag“. Christen in aller Welt – egal ob katholisch, evangelisch oder orthodox – gedenken an diesem Tag dem letzten Abendmahl. Am Vorabend der Kreuzigung speiste Jesus ein letztes Mal mit seinen zwölf Aposteln. Bereits zu diesem Zeitpunkt ahnte er, dass sich unter seinen Jüngern der Verräter befindet. Der Gründonnerstag wird in der Liturgie auch als „Feria quinta in Coena Domini“ bezeichnet. Der Name lässt sich übersetzen mit „Fünfter Tag beim Abendmahl des Herrn“.

Der Gründonnerstag ist der Tag vor Karfreitag. Er zählt bereits zu den drei Kartagen. Mit der Gründonnerstags Vesper am Abend beginnt das sogenannte Triduum Sacrum bzw. Triduum Paschale. Hiermit werden die drei österlichen Tage (Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag) bezeichnet. Sie sind das höchste Kirchenfest im christlichen Kalender.

In Deutschland ist der Gründonnerstag kein gesetzlicher Feiertag. Andere Länder wie Dänemark, Norwegen oder Island würdigen den Tag jedoch als gesetzlichen Feiertag.

Herkunft des Namens Gründonnerstag

Woher der Name Gründonnerstag genau stammt, ist sich die Wissenschaft noch nicht einig. Allerdings ist die Bezeichnung seit dem Jahr 1200 für den mitteldeutschen Raum verbrieft. Im Mittelhochdeutschen findet sich vielfach der Name „grûne dunrestag“ oder „grüene donerstac“.
Lange Zeit gingen Sprachwissenschaftler davon aus, dass sich der Name vom Lateinischen „dies viridium“ ableitet. Dies lässt sich übersetzen mit „Tag der Grünen“. Es ist hier aber nicht unbedingt die heutige deutsche Öko-Partei gemeint, sondern es ist die Rede von den von Sünden und Kirchenstrafen Befreiten – also all jenen, die die Absolution erhielten. Doch der Begriff „dies viridium“ hat sich wahrscheinlich erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts etabliert. Die Bezeichnung Gründonnerstag muss sehr viel früher entstanden sein. Es gibt mehrere Theorien, die sich an einer Erklärung versuchen.

These 1:

Da der Gründonnerstag auch der antlastag ist, also jener Tag, an dem die Kirchenbuße erlassen wird, könnten der Name sich durchaus von den virides (den Grünen = Büßern) ableiten. Am Gründonnerstag wurden bei vielen Kindern die Kommunion vollzogen. Als Zeichen ihrer Lebendigkeit und in Bezug auf das Lukasevangelium schritten die Kinder vielfach in weißem Kleid und mit grünem Schultertuch in die Kirche.

These 2:

Mancher Forscher vermutet auch, dass sich der Name Gründonnerstag auf die liturgische Farbe Grün bezieht. In der römisch-katholischen Kirche ist allerdings Weiß als liturgische Farbe für den kirchlichen Festtag vorgesehen. Doch der heutige Farbenkanon existiert erst seit dem 16. Jahrhundert. Zuvor hatten die verschiedenen Diözesen ihre eigenen Regeln. Je nach Region hätte man damals auch Grün verwenden können, wodurch sich der deutsche Sonderweg auch erklären ließe.
Jedoch lässt sich aus dem christlichen Farbkanon ein weiterer Name des Gründonnerstags problemlos ableiten. Ganz klar bezieht sich die Bezeichnung „Weißer Donnerstag“ auf die heute empfohlene Farbe Weiß. Dieser Bezug findet sich auch in anderen Sprachen wieder.

These 3:

Für das 14. Jahrhundert ist der Brauch belegt, am Gründonnerstag nur grünes Gemüse wie Grünkohl, Salat, Brennnesseln, junge Triebe bzw. grüne Kräuter zu essen. Vermutlich ist der Brauch jedoch wesentlich älter, denn er steht zum einen im Einklang mit den Fastenvorschriften, die für die Karwoche gelten. Es lässt sich jedoch auch eine klare Verbindung mit dem alten, heidnischen Glauben finden, der zum Teil in die christlichen Osterrituale einfloss. Nach den Vorstellungen der Altvorderen huldigt das Osterfest auch der Kraft der Natur im Frühling. Man glaubte daran, dass sich dieser Tag positiv auf den Alltag im übrigen Jahr auswirkt. So hat der Gründonnerstag beispielsweise in vielen Regionen eine besondere Bedeutung in der Landwirtschaft. Es ist der erste Tag der Frühlingsaussaat und somit für die Bestellung von Feld und Garten enorm wichtig, denn er versprach reiche Ernten.

These 4:

Sprachforscher leiten die Bezeichnung Gründonnerstag auch vom Wort „Greinen“ ab, was sich mit „weinend“ bzw. „den Mund verziehen“ übersetzen lässt. Auch hier gäbe es einen Bezug zu den Büßern. Damit hätte der Gründonnerstag wohl ursprünglich „grîn donerstac“, also Klagedonnerstag, geheißen. Gegen diese These spricht allerdings der Brauch, dass es sich um einen kirchlichen Freudentag handelt. Deshalb durften die zuvor Exkommunizierten, wenn sie Buße taten und um Vergebung baten, an diesem Tag wieder die Kommunion empfangen.

Der Name Gründonnerstag in anderen Sprachen

In anderen Sprachen finden sich andere Bezeichnungen für den Gründonnerstag
Im Lateinischen existieren mehrere Bezeichnungen für den Gründonnerstag:

  • Lateinisch:
    • dies cenae domini → „Tag des Abendmahls des Herrn“
    • dies absolutionis → „Tag der Sündenvergebung“
    • dies indulgentiae → „Ablasstag“; analog zum deutschen „Antlaßtag“ (= Tag der Entlassung aus den Sünden)
    • dies mandati → „Tag der Fußwaschung“
    • dies azymorum → „Tag der ungesäuerten Brote“
    • consecratio chrismatis → „Chrisamweihe“
    • quinta feria → „fünfter Tag“
    • dies jovis in Verbindung mit „magnus“ (groß), „sacer“ (heilig) oder „altus“ (hoch)
  • Dänemark (dänisch): Skærtorsdag (= Schnitterdonnerstag/Tag der Fußwaschung)
  • Großbritannien/USA/Australien (englisch): Maundy Thursday ( = Tag der Fußwaschung)
  • Finnland (finnisch): kiirastorstai (= Tag des Herrn)
  • Frankreich (französisch): jeudi saint (= Heiliger Donnerstag)
  • Irland (irisch): Déardaoin Mandála
  • Italien (italienisch): giovedì santo (= Heiliger Donnerstag)
  • Katalanien (katalanisch): Dijous Sant (= Heiliger Donnerstag)
  • Kroatien (kroatisch): veliki četvrtak (= Großer Donnerstag)
  • Ungarn (ungarisch): Nagycsütörtök (= Großer Donnerstag)
  • Niederlande (niederländisch): Witte Donderdag (= Weißer Donnerstag)
  • Norwegen (norwegisch): skjærtorsdag (= Schnitterdonnerstag/Tag der Fußwaschung)
  • Polen (polnisch): Wielki Czwartek (= Großer Donnerstag)
  • Russland (russisch): Великий Четверг (Welíki Tschetwjérg)
  • Schweden (schwedisch): skärtorsdag (= Schnitterdonnerstag/Tag der Fußwaschung)
  • Spanien (spanisch): Jueves Santo (= Heiliger Donnerstag)
  • Tschechien (tschechisch): zelený čtvrtek (= Grüner Donnerstag)

Bräuche am Gründonnerstag

Neben dem noch heute üblichen Brauch, nur grünes Gemüse und Kräuter zu essen, gibt es noch viele weitere Traditionen am Gründonnerstag.
So wäscht der Papst in Anlehnung an Jesus Christus in Rom während der Heiligen Messe die Füße von zwölf Laien oder Priestern. Dieses Ritual wird auch in anderen Diözesen bei den Gläubigen praktiziert.

Die sogenannten Gründonnerstageier werden an diesem Tag eingesammelt, in die Kirche gebracht und dort vom Geistlichen mit Weihwasser geweiht. Die Eier tragen nun Gottes Segenswünsche in sich. Deswegen werden sie an Freunde und Nachbarn verteilt. Diese sollten die Eier am besten noch am Gründonnerstag verspeisen. Wenn man die Eier mit einem kleinen Stück Schale verspeist, denn die Eier sollen Unheil abwenden, sodass man mit etwas Glück im Laufe des Jahres z. B. vor Rückenschmerzen und Schlangenbissen gefeit sei. In der fränkischen Kleinstadt Coburg werden die Ostereier teilweise bereits am Gründonnerstag gebracht. Hier heißt der Osterhase dann auch „Grüa Hoas“.

In Franken erfreut sich die Tradition des Osterbrunnen-Schmückens großer Beliebtheit. In vielen Orten wird das Grün und die kunstvoll verzierten Eier für die Brunnen zunächst am Gründonnerstag geweiht und dann die Osterbrunnen aufgebaut. Sie sind so meist ab Karfreitag für zwei bis drei Wochen in voller Pracht zu bewundern.

In der Oberlausitz freuen sich vor allem die Kinder auf den Gründonnerstag. Sie ziehen dann los zum Heischen. Beim Heischebrauch gehen die Kinder von Haus zu Haus und bitten mit dem Spruch „Guten Morgen, guten Morgen zum Gründonnerstag, gebt mir was in’n Bettelsack“ um süße Kleinigkeiten. Im thüringischen Mühlhausen essen die Menschen an diesem Tag eine Gründonnerstag-Brezel. Sie glauben, damit zu verhindern, dass ihnen Eselsohren wachsen.

In vielen Regionen gibt es außerdem Umzüge mit Ratschen und Klappern. Da nach der Messe vom letzten Abendmahl die Kirchenglocken schweigen, soll der Lärm Dämonen und böse Geister vertreiben. In eine ähnliche Richtung geht eine spanische Tradition. Hier werden am Gründonnerstag Passionsspiele aufgeführt. Die Männer verkleiden sich dazu als Skelette und ziehen tanzend durch die Straßen.

In England verteilt der amtierende König bzw. die Königin Geld. Die speziellen Münzen heißen „Maundy Money“. Sie gelten zwar als offizielles Zahlungsmittel, werden aber vor allem bei Sammlern hochgehandelt. Die Queen bzw. der King spendet das Geld an bedürftige, ältere Menschen. Je älter der Monarch, desto mehr Mitbürger kommen in den Genuss der Zuwendung, denn für jedes Lebensjahr des Monarchen bzw. der Monarchin wird ein weiterer betagter Bürger ausgewählt.

 

Kirchenfenster mit dem Letzten Abendmahl. Von: nickelbabe / pixabay.com

 

 

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