Das Osterland

Die Bezeichnung „Osterland“ ist die Übersetzung des lateinischen Namens „terra orientalis“ – das Ostland. Es handelt sich dabei um eine Landschaft, die in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt lag bzw. auch heute noch liegt. Bis in die heutige Zeit hat sich übrigens das Osterländisch als Dialekt im Raum Leipzig erhalten und wird bis hinauf nach Eilenburg und Torgau gesprochen.

 

Geschichtliches zum Osterland: Sprache schafft Traditionen. Traditionen schaffen Gemeinsamkeiten

Auf dem Gebiet des einstiges Osterlandes wurde 937 die Sächsische Ostmark gegründet. Teile der ursprünglichen Thüringer Mark gehören jedoch auch mit zum Osterland. Das Gebiet wurde ab 965 in fünf kleine Verwaltungseinheiten aufgeteilt. Dazu gehörten unter anderem die Mark Lausitz, die Mark Merseburg und die Mark Zeitz. Im 13. Jahrhundert fielen weite Teile des Osterlandes an die Markgrafschaft Landsberg. Bis zum 14. Jahrhundert wurde das Land kolonialisiert, d. h. Wälder gerodet und Felder angelegt, sodass das Osterland bis heute eine vom Mensch geschaffene Kulturlandschaft ist. Felder, Berge und Wälder wechseln sich ab mit Tälern und Flüssen.

Erst mit der friedlichen Revolution 1989 fand eine Rückbesinnung auf die alten Traditionen und gemeinsamen Wurzeln statt. Man spricht beispielsweise einen Dialekt der gleichen Dialektgruppe, sodass die „Völkerverständigung“ über die Grenzen des jeweiligen Bundeslandes hinweg problemlos klappt. Deshalb verwendete man wieder öfters den Namen Osterland. So bezeichnet sich beispielsweise die Ausgabe der LVZ (Leipziger Volkszeitung) für das Altenburger Land selbst als „Osterländer Volkszeitung“. In Gera gehen die Schüler auf das Osterland-Gymnasium und wer Milch bzw. Milchprodukte liebt, kennt garantiert die Marke Osterland.

 

Wo liegt das Osterland?

Doch trotz der gemeinsamen Traditionen und Wurzeln versteht jeder unter dem Gebiet des Osterlandes ein kleinwenig etwas anderes. Ganz grob lässt sich das Osterland wie folgt verorten: Es erstreckt sich von den ersten Hügeln des Westerzgebirges bis in die südöstlichen Ebenen Sachsen Anhalts.

Die wohl westlichste Grenze des Osterlandes ist die Saale. Einige Historiker ziehen die Grenzlinie bereits bei Weißenfels und definieren damit das Kernland des Osterlandes im Gebiet der Kulturlandschaft Saale-Unstrut. Andere gehen weiter bis hin zur Saalekaskade und schließen damit Saalfeld bzw. Saalburg mit ein. Diese Region ist beispielsweise eng mit dem Fürstentum Reuß verbunden und lässt sich wunderbar über die Reußische Fürstenstraße entdecken. Im Norden erstreckt sich das Osterland bis weit über Leipzig hinaus, da man im Laufe der Jahrhunderte auch das Pleißenland „eingemeindete“. Die absolute Nordgrenze des Osterlandes bildet die Elbe. Im Süden reicht das Osterland im Minimum bis Eisenberg. Viele sehen aber selbst Greiz noch als Teil des Osterlandes. Neben der Saale ist die Mulde eine weitere natürliche Barriere. Sie bestimmt die Ostgrenze des Osterlandes. Damit liegen eine Vielzahl wunderschöner Städte mit einer langen Geschichte im Osterland: Zwickau, Greiz, Gera, Altenburg, Jena, Zeitz, Naumburg, Leipzig und Halle, um nur einige zu nennen. Im Osterland selbst haben große, weltbekannte Namen gewirkt: Auf Luther trifft man häufiger, Bach hört man immer wieder, der Name Cranach ist ein Begriff und Goethe bzw. auch Schiller waren natürlich ebenso einmal da. Die Adelsfamilie Stein zu Lausitz gehört neben dem Adelsgeschlecht der Reußen und Wettiner zum osterländischen Uradel. Die erste urkundliche Erwähnung der Familie fand 1117 statt. Doch berühmt wurde die Familie Stein, deren Stammhaus in Lausnitz bei Neustadt an der Orla liegt, durch ein weibliches Familienmitglied: Charlotte von Stein war eine Hofdame der Weimarer Herzogin Anna Amalia und hatte einen glühenden Verehrer – niemand geringeres als den Hofrat Goethe.

 

Das Osterland macht vor allem in der Osterzeit seinem Namen alle Ehre

Heute macht sich das Osterland touristisch einen Namen vor allem durch wundervolle Städtereisen, bei denen man wahre Kleinode entdecken kann. Genießen mit allen Sinnen lautet die Devise: Sehen Sie sich satt an wundervollen Farben, lauschen Sie den Klängen großer Silbermann-Orgeln, fühlen Sie die Sonne, den Wind und manchmal auch den Regen. Riechen Sie die Süße der Früchte im Altenburger Land und verwöhnen Sie den Gaumen mit allerlei Spezialitäten. Wie wäre es mit einen klassischen Mutzbraten und einem berühmten Altenburger Ziegenkäse? Wahre Gourmets getrauen sich allerdings auch an den Altenburger Milbenkäse heran.

Das Osterland bietet zu jeder Jahreszeit reichhaltige Kultur und Traditionen, aber am schönsten ist es nunmal im Frühling, wenn in der Osterzeit sich das Osterland bunt herausputzt. Vieler Orten sieht man dann bunt geschmückte Osterbrunnen und jedes Jahr kommen neue Osterbrunnen hinzu. Eine kleine „Osterbrunnen-Manie“ ist vor allem in Ostthüringen ausgebrochen. Touristisch sind diese Schätze noch nicht so gut erschlossen wie die Fränkischen Osterbrunnen. Doch gerade dieser Status als Geheimtipp macht den besonderen Reiz der Region aus. Verbinden Sie doch eine Städtereise in die großen Metropolen wie Leipzig, das bessere Berlin, oder Jena, die Stadt der Wissenschaften, mit einem Abstecher in die „Provinz“. Entdecken Sie glanzvolle Geschichte, wundervolle Natur, herzliche Menschen und lebendige Traditionen – nicht nur zu Ostern.

 

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  • Kompass – Navigation. Bild von ClkerFreeVectorImages / pixabay.com