Das Vogtland

Das Vogtland befindet sich mitten im Herzen Deutschlands und ist noch immer ein kleiner Geheimtipp. Als Kleinod zwischen den kulturellen „Leuchttürmen“ Weimar und Dresden gelegen, fahren viele auf den Autobahnen daran einfach vorbei. Doch es lohnt sich, die nächste Abfahrt zu nehmen und die malerische Region mit ihrer großartigen Natur, einzigartigen Baudenkmälern und einer facettenreichen Geschichte zu entdecken.

 

Geografie des Vogtlandes

Als Vogtland bezeichnet man eine historisch, sprachlich und kulturell engverwurzelte Region im Herzen Europas. Sie liegt im Vierländereck von Thüringen, Sachsen, Bayern und Böhmen (Tschechien). Um ein paar Eckpunkte des Vogtlandes zu nennen:

  • Gera und Schmölln im Norden
  • Werdau, Reichenbach und Auerbach im Osten
  • Cheb und Selb im Süden
  • Hof, Lobenstein und Ziegenrück im Westen
  • Greiz, Zeulenroda-Triebes und Plauen im Zentrum.

Im neueren Sprachgebrauch hat sich auch die Bezeichnung „Euregio Egrensis“ etabliert. Sie ist etwas weiter gefasst als das historische Gebiet.

Das Vogtland ist eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft. Es wird geprägt von Wiesen, Feldern und bewaldeten Hügelkuppen. An vielen Stellen wirkt die Idylle fast wie den Katalogen der Touristiker entsprungen: Das Sächsische Vogtland steigt schnell zum Mittelgebirge an. Die ersten Ausläufer des Erzgebirges werden hiervon eingeschlossen. Adorf gilt als Tor zum Oberen Vogtland. Dort trafen sich einst Handelswege aus Böhmen und Franken. Im Westen grenzt das Thüringer Schiefergebirge an. Doch auch der Frankenwald und das Fichtelgebirge im Süden prägten und prägen die Region bis heute. Das böhmische Vogtland ist bekannt durch seine Heilbäder: Karlsbad (Karlovy Vary), Marienbad (Mariánské Lázně) und Franzensbad (Františkovy Lázně) waren bereits zur Kaiserzeit bedeutende Kurorte. Hier wurde Wellness quasi erfunden. Darüberhinaus gibt es einen exklusiven Blick ins heiße Innere der Erde. Schwarmbeben und damit seismische Aktivität gehören zum Vogtland dazu wie die obligatorische „Brieh“ (Brühe oder Soße) zu den „Kließn“ (Klößen).

Doch die Landschaft wird nicht nur von den Mittelgebirgen dominiert. Die Flusssysteme der Weißen Elster und der Göltzsch mit ihren Zubringern wie Leuba, Weida oder Triebes haben sich in wunderschöne Täler eingeschnitten. Die Saale durchzieht sowohl das Bayerische als auch das Thüringische Vogtland. Majestätische Brücken wie die Göltzschtalbrücke, die noch immer als größte Ziegelsteinbrücke der Welt gilt, oder die Elstertalbrücke überspannen die Täler. Zahlreiche Talsperren wie Pöhl, Pirk oder Zeulenroda stauen das Wasser auf. Die Bleilochtalsperre gehört mit zur sogenannten Saalekaskade. Sie ist als Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst ausgezeichnet.

 

Geschichte des Vogtlandes

Der Name Vogtland geht auf das Herrschaftsgebiet der Vögte von Weida, Gera und Plauen zurück. Sie herrschten vom 11. bis zum 16. Jahrhundert über die „Terra Advocatorum“ (Voigtland). Kaiser Friedrich I. Barbarossa höchstpersönlich setzte die Weidaer Vögte als Verwalter seiner östlichen Reichswaldgebiete ein. Die Stammburg der Vögte war die Osterburg in Weida. Sie gilt bis heute als Wiege des Vogtlandes. Als besondere Privilegien hatte das Weidaer Adelsgeschlecht das Berg- und Münzregal verliehen bekommen. Zur Perle des Vogtlandes entwickelte sich jedoch Greiz, die die Reußischen Fürsten als Residenzstadt auserkoren und dort das Obere sowie das Untere Schloss bauten und den großzügigen Greizer Park mit dem Sommerpalais anlegten.

Sehr günstig in der Mitte Deutschlands gelegen, dort wo sich uralte Handelswege wie die Via Regia, (verband Santiago de Compostela mit Moskau) und die Via Imperii (verband Rom mit Stettin) beinahe kreuzten, konnte die Wirtschaft und Industrie im Vogtland bereits früh erblühen. Das Vogtland war berühmt für seine Textilien wie die Plauener Spitze oder die Greizer Stoffe. Einen buchstäblich internationalen Klang hat die Region in der Musikwelt. Klingenthal und Markneukirchen werden für ihren Instrumentenbau von Musikern aus aller Welt hochgeschätzt und nennen sich stolz selbst das „Musicon Valley“. Ähnlich wie das Erzgebirge ist die Region vom Bergbau geprägt. In Teilen des Vogtlandes wurde Uran abgebaut. Die Narben sind dank der Renaturierung der Wismut mittlerweile fast überall verschwunden. So entstand beispielsweise in Ronneburg die Neue Landschaft. Sie war Teil der Bundesgartenschau 2007 in Gera.

 

Kultur des Vogtlandes

Das Vogtland blickt im kulturellen Bereich auf eine bedeutende und abwechslungsreiche Geschichte zurück, die mit großen Namen verbunden ist. Johann Friedrich Böttger erfand das Porzellan, das „Weiße Gold“, das das sächsische Meißen weltberühmt machte. Böttger jedoch wurde in Schleiz geboren, genauso wie Konrad Duden – jener Mann, der das vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache verfasste. Dieses Werk sorgt noch heute dafür, dass die Rechtschreibung und Grammatik korrekt angewendet wird. Die Klänge der von Johann Gotthold Trampeli gebauten Orgeln lassen auch in der Gegenwart die Augen von Musikliebhabern leuchten. Friederike Caroline Neuberin, alias die Neuberin, stammte aus Reichenbach und schrieb deutsche Theatergeschichte. Höher hinaus als Siegmund Jähn und Ulf Merbold kam bis auf Alexander Gerst kein Deutscher. Während der in Morgenröte-Rautenkranz geborene Jähn als erster Deutscher und russischer Kosmonaut ins Weltall startete, heuerte der aus Greiz stammende Ulf Merbold bei der „Konkurrenz“ als Astronaut an.

Wer sich einen guten Überblick über das Vogtland verschaffen möchte, fährt nach Adorf in die Miniaturschauanlage „Klein-Vogtland“ oder „zockt“ im Vorfeld das Vogtland Monolpoly. Action-Fans, die den Nervenkitzel lieben, sollten unbedingt im Wasserkraftmuseum in Ziegenrück vorbeischauen. Dort gibt es im wahrsten Sinne des Wortes Hochspannung zu erleben. Doch auch Naturliebhaber werden im Vogtland schnell fündig. Es gibt unzählige Radwege und Wanderwege mit wunderschönen Aussichten – beispielsweise entlang der Weißen Elster. Wanderer, die nebenbei noch etwas über Flora und Fauna erfahren wollen, können beispielsweise den Moorerlebnispfad im Pöllwitzer Wald erkunden. Im Sommer ist Wassersport und in der kalten Jahreszeit Wintersport ebenso möglich.

Wer Ruhe und Einkehr sucht, findet diese in vielen idyllischen Parks und wundervollen Gärten. Genannt seien an dieser Stelle beispielsweise der Greizer Park, der Hofwiesenpark in Gera oder der Park der Generationen in Reichenbach, der 2009 unter dem Motto „Sachsens grüne Mitte“ die Landesgartenschau beheimatete. In der Zeit der Rhododendronblüte leuchtet der Park in Bad Elster auf. Im Hochsommer blühen die Dahlien bunt im Dahliengarten in Gera. Nicht weit von Gera entfernt, liegt Bad Köstritz, das auch den Beinamen „Die Dahlienstadt“ trägt. Hier haben sich Gartenbaubetriebe auf die Züchtung der ursprünglich aus Mexiko und Guatemala stammenden Pflanzen spezialisiert.

Während das Vogtland in der Weihnachtszeit überall von Schwibbögen und Pyramiden erleuchtet wird und sich hinter dem Erzgebirge keineswegs zu verstecken braucht, wird es im Frühjahr bunt. Viele Dörfer und Städte schmücken sich mit bunten Osterbrunnen. Schließlich gehört ein kleiner Teil des Vogtlandes historisch auch mit zum Osterland. Während der Osterzeit wird fast das komplette Vogtland zum Osterland.

Das Osterbrunnen-Fieber greift jedes Jahr weiter um sich und so brauchen Interessierte für eine Osterbrunnen-Tour nicht mehr bis nach Franken fahren. Eine Osterbrunnen-Tour kann durchaus auch durchs Vogtland führen. Und wer genug von den ganzen Ostereiern hat, der schaut sich die Museen, Galerien, Schlösser und Burgen an. Und wenn dann der Magen knurrt, ist eine gute Gaststube mit guter, bodenständiger Küche ganz bestimmt nicht weit. Im Thüringer Teil des Vogtlandes sollte man auf jeden Fall Volksfeste unbedingt meiden, denn dort ist es kalorientechnisch meist sehr gefährlich – und wir reden da noch nicht einmal von den Thüringer Rostbratwürsten, dem guten Bier oder dem Mutzbraten. Vielfach gibt es Röhrendetscher oder einen Kuchenstand. Den echten Thüringer-Vogtländer erkennt man übrigens daran, dass er aus dem Stehgreif mindestens zwanzig verschiedene Kuchensorten aufsagen kann.