In eigener Sache: Ohne Moos … ähm … Fichtenreisig nix los

Gedanken zum Osterbrunnen – Teil 1

So, es ist wieder einmal geschafft! Die Langenwetzendorfer Osterbrunnen stehen beide an der gewohnten Stelle und strahlen mit der Frühlingssonne um die Wette. Es war schon immer ein Akt, es ist ein Akt und es wird auch ein Akt bleiben. Tausend Sachen müssen im Vorfeld bedacht und ganz vieles organisiert werden.

 

Wenn Grünzeug zum knappen Gut wird, macht das Osterbrunnen-Binden keinen Spaß

Dieses Jahr war die Reisig-Beschaffung lange Zeit eine große Zitterpartie. Wir haben nun unseren 15. Osterbrunnen aufgebaut. Doch es wird von Jahr zu Jahr schwerer, überhaupt das benötigte Grünzeug zu beschaffen. Am Ende will jedoch niemand ein nackiges Drahtgerüst  sehen. Außerdem brauchen wir das Füllmaterial, um die Ostereier fest zu bekommen.

Am Anfang sind wir mit Müllsäcken in den Wald losgezogen und haben uns das benötigte Grün von den Ästen der geschlagenen Bäume heruntergeschnitten. So einfach, so pragmatisch die Problemlösung. Schließlich sind wir ringsherum von Wäldern umgeben. Frisches Fichtengrün gibt es eigentlich im Überfluss.

Doch irgendwann erwischte uns der Förster und verwarnte uns. Ein Bußgeld im vierstelligen Bereich droht. Also müssen wir das lassen. Bei aller Liebe … so viele Unterstützerpostkarten können wir nie und nimmer an den Mann bzw. die Frau bringen.  Wenn man dem Forstamt glauben schenken darf, geht nicht vom Borkenkäfer oder den riesigen Harvestern, die mächtige Schneisen in den Wald schlagen und Baumfällen sowie Entästelung in einem Abwasch vornehmen, die größte Gefahr für den hiesigen Wald aus. Nein, es sind die Osterbrunnenbinder! Sie sind für das Waldsterben verantwortlich, weil die Damen und Herren die Wälder kahl schnippeln.

 

Das Osterbrunnenteam und der Förster – in diesem Leben werden wir wohl keine Freunde mehr

So ein Blödsinn! Wir achten die Natur und das Leben. Wir haben uns noch nie an gesunden Bäumen vergriffen und es würde uns auch nie im Traum einfallen, so etwas zu tun. Wir haben immer nur das genutzt, was bereits durch Schnee oder Wind umgefallen war oder im Zuge der Waldarbeiten geschlagen wurde. Wir tun das auch nicht, um uns selbst zu bereichern, sondern um damit anderen eine Freude zu machen. Der Holzertrag wird durch uns in keinster Weise geschmälert, da wir lediglich die Spitzen benötigen, die eh keinen Brennwert haben.

Wenn es die Auflage vom Forstamt wäre, würden wir notfalls nach dem Osterbrunnen jede Fichtennadel einzeln wieder im Wald abliefern. Aber an dieser Stelle kommen wir mit unseren Argumenten einfach nicht weiter.

Wir sind somit auf Baumspenden von Privatleuten angewiesen. Da muss sowohl das Timing als auch die Baumsorte passen. Für uns verarbeitbar sind lediglich normale Fichte, Tanne oder Douglasie. Dieses Jahr unterstützte uns die Gemeinde Langenwetzendorf mit Ästen von drei Bäumen aus dem gemeindeeigenen Wald, die Windbruch waren. Jedoch lagen diese Gesellen schon ein wenig zu lange. Die Streu musste mehrfach aus- und umsortiert werden und so schrumpfte der zunächst recht große Haufen immer weiter zusammen. Er litt am Ende unter bedrohlicher Schwindsucht. Zum Schluss wurde mit den Resten gebunden, die wir in anderen Jahren links liegen gelassen hätten.

 

Die Schönheit des Osterbrunnens im Park wird dieses Jahr nicht lange halten

Der Osterbrunnen im Park hat bereits beim Aufbau so sehr genadelt wie sonst nach einer Woche Standzeit. Schade um die viele Mühe und Arbeit. Wer also auf der Jagd nach schönen Fotomotiven ist, sollte direkt das erste Wochenende nutzen. Es ist bereits heute absehbar, dass es dieses Jahr keine Verlängerung geben wird. Wir können froh sein, wenn das gelb-rote Schmuckstück überhaupt die 14 Tage durchhält, ohne braun zu werden und alle Nadeln zu verlieren.

Den Osterbrunnen am Anger konnten wir nur dank Familie Strauß fertig binden. In ihrem Wald hatte der letzte Sturm eine Spitze abgeknickt und wir durften uns dort bedienen. Doch auch dieses Grün reichte nicht ganz. Der letzte Bogen unter der Schaukelliesel musste notgedrungen mit Blaufichte als allerletztes Aufgebot gebunden werden. Wer einmal Blaufichte angefasst hat, weiß, was das für eine stachelige Angelegenheit ist. Binden ist eh kein Vergnügen, aber die Verarbeitung von Blaufichte grenzt schon fast an Harakiri. Da können wir das nächste Mal auch gleich Kakteen zum Binden nehmen. Bei denen sitzen wir wenigstens direkt an der Quelle.

So oder so ist das Binden der Osterbrunnen keine Wellnessveranstaltung – man kann sich das nicht einmal mit Eierlikör schön trinken! Die Arbeiten sind alles andere als rückenfreundlich. Das Zusammenzurren geht über Arme und Finger. Einige Damen sind jedoch von Anfang an dabei. Man muss hier bedenken: Es war eine Seniorenausfahrt, von der die Idee zu einem Osterbrunnen im Ort mitgebracht wurde. 15 Jahre gehen an niemandem spurlos vorbei. Und doch lassen es sich die Frauen nicht nehmen, ihren Beitrag zum Osterbrunnen zu leisten – trotz allerlei Zipperlein hier und da. Die Frauen, die sich diese Mühe auferlegen, sollten einfach das bestmögliche Arbeitsmaterial haben, um schnell vorwärts zu kommen und sich nicht ewig im kalten Keller bzw. zugigen Schuppen aufhalten zu müssen. Wie das die nächsten Jahre weitergehen soll, wenn die Bedingungen sich noch weiter verschlechtern sollten … das wollen wir uns mal lieber nicht ausmalen.

 

Deswegen an dieser Stelle eine Bitte: Wer im privaten Bereich (egal ob auf dem eigenen Grundstück oder im eigenen Wald) im Frühjahr einen Nadelbaum wegmachen will, der möge bitte an das Langenwetzendorfer Osterbrunnenteam denken. Wenn uns die Sorge um die Grünzeugbeschaffung genommen wäre, bliebe mehr Zeit und Elan für die Umsetzung neuer Ideen! Ein riesiges Dankeschön im Voraus!