Ostern in Italien

Italienische Osterbräuche

Selbstverständlich ist Ostern auch in Italien ein wichtiges Fest. Jedoch unterscheiden sich die Osterbräuche im Vergleich zu Deutschland. Ostereiersuche kennen die Italiener beispielsweise nicht so. Dagegen ist das Osterfest noch sehr viel enger an die christlichen Traditionen angelehnt. Sehr oft wird in den Orten die christliche Passion mit allen Stationen des Leidensweges Jesu zelebriert.

 

Karfreitag in Italien

Ostern beginnt in Italien erst am Abend des Karfreitags, denn der Karfreitag ist zwar wichtig, aber kein gesetzlicher Feiertag. Abends wird das Kirchenkreuz auf dem Rücken durch die Straßen des Ortes getragen. Die Teilnehmer der Prozession sind dunkel gekleidet, viele gehen als Büßer, d. h. barfuss und in Ketten. Schweigend laufen die Menschen durch die nicht beleuchteten Gassen, denn die Straßenlaternen sind verloschen. Der Gang soll an den Leidensweg von Jesus erinnern. Nur Kerzen erhellen den Weg. Der Karfreitag ist in Italien ein Tag der Trauer.

In allen Regionen Italiens finden zu Ostern solche Prozessionen statt, denn es handelt sich um einen zentralen, italienischen Osterbrauch. Die weltweit wohl bekannteste Osterprozession wird in Rom zelebriert, wenn der Papst mit zehntausenden Gläubigen den Kreuzweg, die Via Crucis, im Kolosseum abgeht und betet. In Rom versammeln sich zu den Osterfeierlichkeiten generell viele Pilger, denn einmal im Leben sollte schließlich jeder gute Christ in Rom gewesen sein. Viele möchten sich auch den päpstlichen Segen „Urbi et Orbi“ am Ostersonntag nicht entgehen lassen. Zuvor versuchen die Pilger am Karfreitag auch die Heilige Stiege, die Scala Santa“ auf Knien hinaufzurutschen. Die Heilige Stiege soll jene Stiege sein, die Jesus hinaufsteigen musste, weil ihn Pilatus verhören wollte. Der Legende nach wurde die Stiege von der Heiligen Helena aus Jerusalem nach Rom gebracht.

Eine der beeindruckendsten Karfreitagsprozessionen wird in Grassina, einer Kleinstadt in der Nähe von Florenz, abgehalten. Hier nehmen über 500 Menschen in historischen Kostümen an der Prozession teil. Der Brauch ist ein Zeichen der Dankbarkeit der Einwohner. Er entstand wohl im 14. Jahrhundert. Damals verschonte die im ganzen Land wütende Pest den Ort.

In Assisi beginnt die Vorbereitung für die Prozession bereits am Gründonnerstag. In der Kathedrale San Rufino wird ein großes Kreuz errichtet, das während der Karfreitagsprozession durch die Gassen zur Basilika des Heiligen Franziskus getragen wird. Dem Kreuz folgt am Abend die Statue der Madonna, die von vielen Fackelträgern begleitet wird. Diese Tradition existiert in Assisi schon seit dem 13. Jahrhundert.

In Prizzi auf Sizilien findet wohl eines der bizarrsten Spektakel in ganz Italien während der Osterzeit statt. Es heißt „Trionfo della Morte“, was übersetzt so viel wie „der Triumph des Todes“ bedeutet. Die Stadt wird von zwei roten Teufeln und dem gelb gekleidetem Tod in Angst und Schrecken versetzt. Die Boten der Hölle nehmen Einwohner gefangen und entführen sie in die Tavernen. Dort können sie sich jedoch mit einem Gläschen Wein oder einem Grappa und süßen Cannateddi wieder freikaufen. Am Abend erscheint dann der auferstandene Jesus zusammen mit Maria und zwei Schutzengel. Die Teufel versuchen alles Mögliche, um ein Zusammentreffen der Guten mit dem Tod zu verhindern. Am Ende umrundet das Gute das Böse. Das Böse hat nun keine Fluchtmöglichkeiten mehr. Mit dem „Ballo dei diavoli“, dem Teufelstanz endet das Spektakel.

 

Ostersonntag in Italien

Am Karsamstag läuten um Mitternacht überall im Land die Glocken als Zeichen der Auferstehung Jesu. Im Gegensatz zum ernsten Karfreitag geht es am Tag der Auferstehung, dem Ostersonntag, umso fröhlicher zu. Der Ostersonntag wird zunächst mit einem üppigen Frühstück eingeläutet. Die Kinder sind meist zappelig, denn sie freuen sich auf die Schokoladenostereier. Anders als in Deutschland sind diese nicht klein und mit Nougat oder einer Creme gefüllt. Sie entpuppen sich vielmehr als ein riesiges Überraschungsei. Es ist groß, es ist quietschend bunt und beim Öffnen kommt ein kitschiges Spielzeug hervor.

Appropos Riesenei … Schokoladenfans sollten während der Osterzeit unbedingt in Castiglione (Latium) vorbeischauen. Dort findet alljährlich ein Wettbewerb um das größte Schokoladenei statt. Die örtliche Schokoladenfabrik schafft es, dass das Ei jedes Jahr noch ein Stückchen größer wird. Mittlerweile ist ein Umfang von über 2,50 Meter locker erreicht. Im Anschluss an das Ausmessen und die Prämierung wird das Ei zerteilt und die Schokolade kostenlos auf der Piazza verteilt. Wer kann dieser süßen Versuchung schon widerstehen?

Zu Ostern herrscht in Italien das Sprichwort „Natale con i tuoi, pasqua con chi vuoi“ (Weihnachten mit der Familie, Ostern mit wem du willst). Das Osterfest wird daher gern im großen Kreis gefeiert. Man  trifft sich am Ostermontag zur „Pasquetta“, zum „Kleinen Ostern“, mit Freunden und der Familie. Alle kommen zusammen und es gibt entweder ein gemütliches Picknick oder es wird ein Ausflug gemacht. Ganz oft wird beides auf geschickte Art und Weise miteinander kombiniert und es gibt Musik und Tanz. Auf dem Weg findet sich meist auch eine Gelateria. Die italienischen Eiscafes eröffnen traditionell zu Ostern und werden somit von den Osterausflügler buchstäblich überrannt.

 

Für Leckermäuler Torta Pasqualina und Colomba Pasquale

Auch in Italien geht Ostern durch den Magen. An Ostersonntag gibt es von Südtirol bis nach Sizilien traditionelle Gerichte. Die Torta Pasqualina darf in vielen Familien nicht fehlen. Dabei handelt es sich um einen salzigen Kuchen. Er besteht aus Blätterteig und ist gefüllt mit Ricotta, Spinat und gekochten Eiern. In Familien, die es süßer mögen, darf die Colomba Pasquale, die sogenannte Ostertaube, nicht fehlen. Dies ist eine Art Kugelhupf, der mit Hagelzucker und Mandeln dekoriert wird. Optisch erinnert die Colomba Pasquale nicht nur an eine fliegende Taube, sondern auch ein wenig an das Kreuz Jesu Christi.

In Süditalien wird außerdem ein Reiskuchen an Ostern verschenkt. Hier gilt Reis genauso wie das Ei als Fruchtbarkeitssymbol. Die Frauen bekommen Kuchenpuppen und die Männer ein Lamm geschenkt. Die Kinder erhalten einen Korb mit Kuchen, Eiern und Milch.